Daten-Körper-Visualisierungen, experimenteller Vortrag, 2004
Fotos: david baltzer / bildbuehne.de
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Material:
Dias: Körperinnenbilder/visualisierte Daten als Endlosschlaufe, Ton: eigene Texte, von mir gesprochen, von CD abgespielt, Edding auf Karton, Dauer: ca. 17 Minuten
Ich bewege mich in dem Bildraum der projizierten Diapositive und werde dabei selbst zur Projektionsfläche. Ich zeichne in dieser Aktion markante Formen und Linien der visualisierten Körperdaten auf der Leinwand nach. Deren Vielfalt wird so in eine geschichtete manuelle Zeichnung übersetzt, die nicht als Körperbild identifizierbar ist. Zeitgleich ist meine Stimme von einer abgespielten audio CD zu hören, Texte verlesend, die Veränderungen der Körperwahrnehmung reflektieren. In dem Spannungsfeld medialer Repräsentationen und körperlicher Präsenz werden aktuelle performative Prozesse thematisiert.
Beam me up Scotty oder: die Wiederauferstehung des Science Fiction als Echtfilm
Gertrud Schrader, Performance, 1995 bis 2000. Foto: C. Boukhenter
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In unterschiedlichen Inszenierungen trage ich jeweils das umseitig abgebildete Hemd, die folgenden Definitionen zu meinem künstlerischen Forschungsgebiet Eleologie sind von mir gesprochen auf einer Audiokassette aufgezeichnet und werden während der Aktion abgespielt, bisweilen werden sie zusätzlich als Textausdruck aufgehängt.
Inszeniert wird dabei eine Selbstdefinition.
Eleologie, aus electronic und biologie, erstmals im 20. Jahrhundert nachgewiesen, aus virtuality language, ursprünglich Umkehrableitung von Bionik. Eleologie bezeichnet die Übertragung von Funktionsweisen der Technik, insbesondere der Elektronik auf die Gesamtheit und auf einzelne Organe von Lebewesen und sonstige Naturprozesse. Auch Bezeichnung der Wissenschaft, die sich mit der Erforschung und Entwicklung der Eleologie befasst. In dem Fachgebiet Mensch und Tier der Eleologie wird die Database DNA genannt. Diese Matrix enthält die Codierung der Informationsverknüpfungsstruktur. Sie ist zugleich Schnittstelle für Programmumschriften. Die DNA kopieren sich sonst eigenständig und identisch selber, sie sind somit ihr eigenes Definitionssubjekt.
Körper, aus lateinisch Körper, Leib, Masse, Gesamtheit. Selbstwahrnehmung ehemals durch Sinnesorgane und Selbstreflexion. Früher repräsentiert durch Spiegelung, sprachliche Zeichen und andere analoge Medien. Heute: Körperwahrnehmung mittels Messung, Erfassung und Speicherung von Daten, Repräsentation durch deren Visualisierungen. Die Strukturen des Informationsaustausches innerhalb des Körpers geben Aufschluss über dessen Programmatik. Menschliche und tierische Körper werden im neueren Sprachgebrauch allgemein als biotechnologischer Datenraum bezeichnet.
Subjekt, Bezeichnung für aktiv handelnde und Wirklichkeiten produzierende Zeichensysteme; ursprünglich auf menschliche Personen bezogen. Insbesondere in der westlichen neuzeitlichen Wissenschaft herrschte das Modell von dem menschlichen Subjekt, welches das sogenannte Objekt erforscht. Infolge der beschleunigten Zeichen- und Datenverarbeitungskapazitäten heutiger Subjekte ist die Anforderung an die Unveränderlichkeit der Objekte quasi minimal. Voraussetzung für die Bearbeitung durch Subjekte ist die Messbarkeit und Standardisierung, also Formalisierbarkeit der Objekte.
Weiblichkeit, die den Angehörigen des weiblichen Geschlechts zugeschriebenen körperlichen und seelisch-geistigen Eigenschaften. Ehemals wurde die Unterscheidung zwischen weiblich und männlich an sogenannten natürlichen Körpermerkmalen definiert. Heute dienen die Kategorien weiblich und männlich der Unterscheidung verschiedener Modelle der Repräsentation oder Materialisierung einer Matrix. Diese Kategorien können bei der Erstellung einer solchen Maske miteinander kombiniert werden, da die Gebundenheit an eine scheinbar natürliche Körperlichkeit durch die Ablösung der sogenannten natürlichen Fortpflanzung entfällt. Als Module der Herstellung Biotechnologischer Datenräume müssen die Kategorien weiblich und männlich als in Konventionen vergangener Epochen verhaftet angesehen werden, die sich jedoch eine Relevanz im Informationsaustauschprozess erhalten haben.
Ohne Titel, künstlerische Aktion, 1991
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Material:
Computer und Monitor mit Standbild „Kameramann mit Gasmaske“ (Fernsehnachrichtenbild während der Golfkrieges 1991), Drucker
Das hier fotografisch reproduzierte Bild wird in einem Monitor als Standbild gezeigt. In der Performance nähere ich mich diesem Monitor und küsse die gläserne Oberfläche auf der das Bild zu sehen ist. Zurück bleibt die Spur, der Abdruck des Lippenstiftes. Anschließend lasse ich aus einem scheinbar mit dem Monitor verkabelten Drucker das Standbild ausdrucken, auf das der auf der Oberfläche des Monitors aufgebrachte Kussabdruck in einer Ineinssetzung von medialen und nichtmedialen Realitäten montiert ist.